Wie unser Lebensstil unsere Gesundheit beeinträchtigt
Eine Zigarette, eine Flasche Bier, ein Stück Pizza vom Lieferdienst – die kleinen Sünden des Alltags gönnt sich jeder hin und wieder. Im Übermaß können sie zu ernsthaften Gesundheitsschäden und sogar, was nur wenigen bekannt ist, zur Erblindung führen. Durch Tabakkonsum, zu viel Alkohol, eine Unterversorgung mit wichtigen Nährstoffen und Übergewicht, werden die empfindlichen Sehzellen des Auges geschädigt. Forscher haben die genauen Zusammenhänge zwischen einem problematischen Lebensstil und häufigen Erkrankungen gefunden und geben Ratschläge zur Prävention.
Tabak und Alkohol – Gift für den Körper
Rauchen gilt als einer der Haupt-Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie für Krebserkrankungen und selbst für Diabetes Typ 2, wie das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg berichtete. Chronische Atemwegserkrankungen, wie die Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) sind mögliche Folgen, die aufgrund der Schädigung der Lungenbläschen entstehen. Zu hoher Alkoholkonsum verursacht Schädigungen der Leberzellen, die den zelltoxisch wirkenden Alkohol abbauen und dadurch früher absterben. Chronischer Alkoholmissbrauch kann dazu führen, dass die Leber zunehmend an Funktion einbüßt und schädigende Stoffe nicht mehr filtern kann, die nachfolgend im Gehirn abgelagert werden (hepatische Enzephalopathie).
Zu viel Fast Food, zu wenig Bewegung
Auch die zunehmende Bewegungsarmut beeinträchtigt den Körper. Das moderne Berufsleben findet oftmals in Büros oder in sitzenden Positionen statt und erfordert eine flexible Zeitplanung, bei der eine ausgewogene Ernährung zu kurz kommt. Viele nehmen zwar drei Hauptmahlzeiten täglich zu sich, jedoch dann, wenn der Terminplan es zulässt. Spontaner Hunger wird mit Snacks oder Fast Food gestillt. Dadurch werden zu viele Kalorien aufgenommen, es kommt zum Kalorienüberschuss. Zusammen mit Bewegungsmangel kann schnell ein Übergewicht entstehen. Die übermäßige Aufnahme gesättigter Fettsäuren ist eine wesentliche Ursache der Ablagerungen im Adernsystem (Arteriosklerose). Lösen sich diese, drohen Infarkte. Eine Aufnahme von zu viel Salz erhöht den Blutdruck, was feine Blutgefäße und Verzweigungen der Kapillaren – etwa in den Nieren – schädigt und den Herzmuskel überanstrengt. Neben dem Herz und dem Kreislaufsystem sowie den Atmungsorganen sind ebenfalls die Augen von den Folgen eines ungesunden Lebensstils betroffen.
Übergewicht, Rauchen und Bluthochdruck schädigen die Augen
Das Auge benötigt spezielle Mikronährstoffe, etwa Vitamin A, E, D und Selen. Diese werden über viele kleine Blutgefäße zur Retina transportiert. Beta-Karotin dient etwa als natürliche Sonnenbrille. Es filtert kurzwelliges Licht und schützt so die empfindlichen Sehzellen. Auch den Sauerstoff transportieren die kleinen Adern zu den Zellen der Netzhaut. Dieser wird für den Zellstoffwechsel benötigt. Im Alter erfolgt der Transport der Nährstoffe in den Kapillaren langsamer, es lagern sich Stoffwechselprodukte in der Netzhaut ab, was zur altersbedingten Makuladegeneration (AMD) führt. Diese geht mit einem Verlust der Sehschärfe genau dort einher, wo Betroffene hinschauen. Die im Zigarettenrauch enthaltenen Gifte, vor allem der Teer, verdicken die Gefäßwände zusätzlich, wovon gerade die feinen Kapillarsysteme im Auge betroffen sind. Infolgedessen kommt es zu Durchblutungsstörungen und einer Unterversorgung des Auges mit Sauerstoff und Nährstoffen. Die Sinneszellen der Netzhaut sterben ab. Stoffwechselprodukte können nicht mehr rechtzeitig abgebaut werden und sammeln sich im Auge an. Dies kann bis zur Erblindung führen. Wer mehr als 25 Zigaretten am Tag raucht, erhöht das Risiko der feuchten Makuladegeneration um den Faktor 2,5. Bei dieser Form der Erkrankung wachsen erkrankte Blutgefäße in die Netzhaut, aus denen Blutbestandteile und Flüssigkeit austreten. An der Universität von Cambridge wurden Betroffene einer AMD untersucht und bezüglich ihrer Rauchgewohnheiten befragt. Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass sich das Risiko einer degenerativen Netzhauterkrankung durch jahrzehntelanges Rauchen mindestens eines Päckchens Zigaretten am Tag um das Dreifache erhöhte.
Die Folgen von Übergewicht und Bluthochdruck für die Sehfähigkeit
Übergewicht kann ebenfalls eine AMD auslösen, denn Übergewicht führt zu höherem Blutdruck. Ein spezielles Eiweiß (ANP) reguliert im gesunden Körper den Blutdruck, entspannt die Muskulatur und sorgt für die Ausscheidung von Harn. Durch die Aufnahme von viel Zucker und den bei Übergewichtigen häufig bestehenden erhöhten Insulinspiegel, produziert der Körper weniger dieses Eiweißes. Übergewicht führt somit direkt dazu, dass blutdrucksenkende Stoffe im Körper abgebaut werden und sich der Blutdruck erhöht. Der hohe Druck verändert die Gefäßwände, macht diese spröde. Es werden Entzündungsreaktionen in Gang gesetzt, durch die sich Cholesterin und andere Stoffe an den Adern ablagern (Arteriosklerose) und die Durchblutung der Organe sich verschlechtert. In den Augen kann eine hypertensive Retinopathie entstehen. Der hohe Blutdruck greift – genauso wie der Tabakrauch – die Kapillarsysteme und die feinen Blutgefäße im Auge an. Die Netzhautgefäße verändern durch die Hypertonie ihre Form, verengen sich, bilden Ausstülpungen oder verschließen sich. Dadurch entsteht eine Minderversorgung mit Nährstoffen, es kommt zu Blutungen in der Netzhaut, sodass die Nervenfasern der Retina Schaden nehmen. Dies spielt ebenso bei diabetischen Augenerkrankungen eine Rolle. Bei Diabetes führt der dauerhaft erhöhte Blutzucker zu einer Veränderung der Gefäße. Es entsteht eine Mikroangiopathie (Gefäßablagerungen, ähnlich der Arteriosklerose), sodass auch hier die feinen Blutgefäße in den Augen langsam verstopft werden.
Früherkennung hilft, die Sehkraft zu schützen
Das Auge kann erkranken, ohne dass dies für den Betroffenen gleich wahrnehmbar ist. Der Erkrankungsprozess ist schleichend und Einschränkungen des Blickfeldes fallen durch ihr sukzessives Voranschreiten nicht unmittelbar auf. Die Sehfähigkeit verschlechtert sich erst in einem fortgeschrittenen Stadium merklich. Wird etwa die Diagnose eines Diabetes Typ 2 gestellt, leiden schon etwa 1/3 der Betroffenen an einer Retinopathie. Ein frühzeitiger Besuch beim Arzt und regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen können dazu beitragen, das Augenlicht zu erhalten und Schäden zu vermeiden.
Ein gesunder Lebensstil kann Augenerkrankungen verhindern
Eine gute Versorgung des Körpers mit spezifischen Antioxidantien und Vitaminen kann das Risiko einer Makuladegeneration senken. Dazu zählen Lutein (in Tomaten), Karotinoide und Vitamin A (in Möhren sowie Feldsalat) sowie Vitamin E (in Pflanzenölen). Weil die Netzhaut zu über 60% aus ungesättigten Fettsäuren besteht – insbesondere Omega-3-Fettsäure – wirkt zudem der Verzehr von Fischsorten, wie Forelle, Lachs und Schwertfisch, präventiv. Es wird empfohlen, einmal pro Woche Fisch zu verzehren. Ausschlaggebend sind neben der gesunden Ernährung die Vermeidung von Übergewicht, die konsequente Behandlung von Bluthochdruck und Diabetes sowie ein Verzicht auf das Rauchen oder übermäßigem Alkoholkonsum (nicht mehr als 20 g Alkohol am Tag, entspricht 1,5 Flaschen Bier).
Der Staat hilft mit
Ein gesunder Lebensstil und regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen werden auch staatlich gefördert. Zur Vorbeugung der durch den Lebensstil hervorgerufenen Erkrankungen wurde von der Bundesregierung u.a. das Präventionsgesetz auf den Weg gebracht. Dadurch sollten Anreize geschaffen werden, sich mehr zu bewegen und sich gesünder zu ernähren. Dies geschah beispielsweise durch Bezuschussung von Präventionskursen durch die Krankenkassen (Rückenschule, Entspannungstrainings, Ernährungsberatung, Sport).
Bildquelle: © Depositphotos.com / spotmatikphoto
Ähnliche Beiträge:
- Mehr Gesundheit am Arbeitsplatz mit ergonomischen Möbeln Wer im Büro arbeitet und über Stunden am Computer sitzt, kennt Nacken-, Rücken- und Kopfschmerzen...
- Spiritualität und alternative Gesundheit Der Gedanke stets gesund und fit zu sein, hat sich in unserer Gesellschaft zur Ersatzreligion...
- Die Gesundheit der Ohren schützen Zu den fünf Sinnesorganen, die dem Menschen ermöglichen, die Umwelt physiologisch wahrzunehmen, gehören unter anderem...
- Ratgeber und Zeitschriften für Gesundheit Statistiken weisen aus, dass die eigene Gesundheit ein Thema ist, das die Menschen immer mehr...
Schreibe einen Kommentar Antworten abbrechen
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.
Tags
Theme von The WP Club . Proudly powered by WordPress