Möglichkeiten der modernen Reproduktionsmedizin
Die Zahl der Geburten in Deutschland geht in den letzten Jahren stetig abwärts. Seit 1971 sterben jedes Jahr mehr Menschen als neue Bürger geboren werden. Viele Frauen in Deutschland verzichten immer häufiger aus den verschiedensten Gründen auf Nachwuchs. Oft wird die Familienplanung auf der Basis einer ökonomischer Kosten- Nutzen-Erwägung getroffen. Besonders Akademikerinnen schieben ihren Kinderwunsch aufgrund der langen Ausbildung auf. Der Geburtenrückgang kann sowohl auf die veränderte Auffassung über den Wert von Kindern als auch auf die Auflösung der traditionellen Familienformen zurückgeführt werden. Existenz- und Zukunftsangst sowie zunehmende Kinderfeindlichkeit sind für viele Paare auch als Gründe anzuführen, keine Kinder in die Welt zusetzen.
Weder die Erhöhung des Kindergeldes noch die Krippenoffensive konnten den jahrzehntelangen Sinkflug der Geburtenrate stoppen. Seit 2008 ist der Anteil der kinderlosen Eltern bundesweit um zwei Prozentpunkte angestiegen.
Ein ernst zu nehmender Faktor für den Geburtenrückgang ist die Tatsache, dass in Deutschland ca. 6 Millionen Frauen und Männer ungewollt kinderlos bleiben. Bei Unfruchtbarkeit, die sowohl beim Mann als auch bei der Frau begründet sein kann, besteht die Möglichkeit, eines der in der Bundesrepublik zugelassenes Verfahren der Reproduktionsmedizin in Anspruch zu nehmen. Die Möglichkeit der Familiengründung durch eine Samenspende ist mittlerweile eine sehr häufig angewendete, in der Gesellschaft akzeptierte Methode. Im Gegensatz zur Homologen Insemination, bei der der aufbereitete Samen des Mannes zum Zeitpunkt des Eisprungs vom Frauenarzt mittels dünnem Katheder in die Gebärmutterhöhle eingebracht wird, wird bei der Heterogenen Insemination nach dem gleichen Verfahren das Sperma von einem anonymen Samenspender verwendet. Samenspender sind in der Regel junge, gesunde Männer, die ein gutes Spermiogramm aufweisen können.
Die Samenbanken dürfen aber nur Samen an verheiratete Paare, oder Personen die in einer eheähnlichen Beziehung leben, abgeben. Lesbische Paare oder Frauen sind gezwungen sich den Samen im Ausland zu besorgen.
Die verschiedenen Methoden der Reproduktionsmedizin
Der Kinderwunsch kommt aus dem Innersten. Das Streben nach Nachwuchs hat nicht nur mit Liebe, sondern auch mit Biologie und Psychologie zu tun. Neben der gesellschaftlichen Situation sind die biologisch-medizinischen Gründe ausschlaggebend, dass es viele Kinderwunschpaare gibt, bei denen sich der Kinderwunsch nicht erfüllen will. Bei den kinderlosen Ehepaaren wird dann oft aus Leidenschaft terminierter Sex, um sich den langersehnten, gemeinsamen Kinderwunsch zu erfüllen. Wenn die konventionellen therapeutischen Maßnahmen wie z.B. die hormonelle Stimulation bei der Frau ausgereizt ist, haben die kinderlosen Paare die Möglichkeit sich nach Alternativen umschauen, um sich den Kinderwunsch zu erfüllen. Eine Chance sich aus diesem Dilemma der alten Eizellen und minderwertigem Samen zu befreien, bietet die moderne Reproduktionsmedizin. In der BRD sind verschiedene Verfahren der Reproduktionsmedizin erlaubt.
Wenn es aber um die Samen- bzw. Ei-Spende geht, wird die ungleiche Behandlung von Mann und Frau deutlich. Im Gegensatz zur Ei-Spende ist die Samenspende ist in Deutschland erlaubt. Lange Zeit war die Familiengründung nach damenspende in der BRD ein Tabu. Mittlerweile besteht in der Reproduktionsmedizin eine hohe Nachfrage nach Samenspendern.
Die uneinheitliche Handhabung führt dazu, dass sich viele Kinderwunschpaare ins europäische Ausland orientieren. Dabei ist die Eizellspende für viele Frauen die einzige Möglichkeit, noch ein Kind zu gebären.
In der deutschen Fortpflanzungsmedizin ist die Homologe Insemination, die Heterologe Insemination sowie die In-Vitro-Fertilisation (IVF) und die ICSI-Methode (intracytoplasmische Spermien-Injektion) erlaubt. Bei der Heterologen Insemination wird genauso verfahren wie bei der Homologen Insemination, nur mit dem Unterschied, dass bei der Befruchtung der Eizelle auf den Samen eines anonymen Samenspenders zurückgegriffen werden muss. Der Grund für die Wahl dieses Verfahrens ist die äußerst schlechte Samenqualität des Ehepartners der Frau. Der minderwertige Samen des Ehepartners ist in diesem Fall nicht in der Lage, aus eigener Kraft die Hülle der Eizelle zu durchdringen.
Auch seltene Methoden wie MESA und TESE kommen bei Männern zur Anwendung. Diese betroffenen Männer produzieren zwar Spermien bzw. Spermienvorstufen, können diese aber nicht ejakulieren. Die Spermien werden direkt aus dem Nebenhoden oder dem Hoden selbst gewonnen. Weitere Verfahren der Reproduktionsmedizin sind die Schlüpfhilfe (assisted hatching) und die Polkörperchenanalyse. Bei der Schlüpfhilfe wird die Eizellenmembran mit einem Minilaser geöffnet, damit dem Embryo das Schlüpfen zu ermöglichen. Die Polkörperanalyse ist eine Methode der Präimplantationsdiagnostik, die Aufschluss über Chromosomenschäden im mütterlichen Erbgut Aufschluss gibt.
Eine selten bei Frauen eingesetzte Methode ist die GIFT-Methode (Gametes Intrafallopian Transfer). Durch eine Bauchspiegelung werden der Frau reife Eizellen durch Punktion der Eibläschen entnommen und mit den aufbereiteten Spermien zusammen in den Eileiter eingebracht.
Weiter Möglichkeiten die Reproduktionsmedizin können Kinderwunschpaare nur im Ausland wahrnehmen. Neben der Eizellspende kann im Ausland auch auf die Methode der Auswahl des am besten entwickelten Embryos zurückgegriffen werden, um die Chancen auf eine Schwangerschaft zu erhöhen. Auch die Leihmutterschaft, bei der eine andere Frau das Baby austrägt, das genetisch dem Auftraggeber gehört, ist eine Möglichkeit Nachwuchs zu zeugen. Diese Methode wird vor allem in den USA angeboten.
Ethische und Moralische Bedenken in der Reproduktionsmedizin
Obwohl der Normalbürger kaum etwas über diese medizinische Fachrichtung weiß, sind zwar Vorurteile gegenüber der modernen Reproduktionsmedizin nicht aus der Welt zu schaffen, aber in unserer liberalen, pluralistischen Gesellschaft sind mittlerweile auch die Methoden der künstlichen Befruchtung akzeptiert. Es muss natürlich berücksichtigt werden, dass nicht jeder erfüllte Kinderwunsch für das Kind sehr günstig und optimal ist. Das Alter der Eltern spielt hierbei eine wichtige Rolle. Eine Frau im fortgeschrittenen Alter, die mit allen Mitteln Mutter werden will, muss damit rechnen, dass sie unter Umständen zu einem Zeitpunkt das Zeitliche segnet, wenn das Kind die Mutter noch dringend braucht. Es gibt natürlich auch nicht für eine junge Mutter die Garantie nicht frühzeitig ihr Leben zu verlieren.
Ein ethisch relevanter Gesichtspunkt ist auch die Tatsache, dass viele Kinder ihre Eltern früh durch Krankheit, Krieg und Katastrophen verlieren. Für diese Kinder wäre es wünschenswert, neue Eltern zu bekommen. Die zur Unfruchtbarkeit verurteilten Paare würden evtl. moralisch besser handeln, wenn auf die künstliche Reproduktion verzichtet, und ein bereits geborenes Kind angenommen würde.
Die künstliche Befruchtung bringt auch immer ein gewisses gesundheitliches Risiko für die Frau mit sich, was zum größten Teil mit der hormonellen Stimulation der Betroffenen zusammenhängt. Trotz der ethischen und moralischen Bedenken sowie der gesundheitlichen Risiken entwickelt sich die Reproduktionsmedizin immer weiter. Bei der Weiterentwicklung geht es primär nicht darum immer exotischere Verfahren zu entwickeln, sondern die bekannten, bewährten Verfahren zu verfeinern um die Schwangerschaftsraten und vor allem die Baby-Take-Home-Raten zu erhöhen.
Bildquelle: © Depositphotos.com / gwolters
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