Der Doktor im Internet – Hilfe oder Gefahr?
Wenn ein Kochrezept gesucht wird oder das nächste Urlaubsziel, wenn es an Ideen für einen passenden Glückwunsch zum Geburtstag oder an einer Bauanleitung für ein Frühbeet fehlt, dann ist Hilfe im Zeitalter des Internet nur einen Klick weit entfernt. Doch mittlerweile nutzen viele das moderne Medium auch für gesundheitliche Belange: Bei Beschwerden und Erkrankungen ist immer häufiger nicht der Hausarzt die erste Anlaufstelle, sondern ein Onlinedoktor oder ein Gesundheitsportal.
Wertvolle Informationsquelle Internet
Der Wunsch, sich selbst zu informieren und Krankheitsbilder ausführlicher zu studieren, ist nicht neu: Schon bevor das Internet ausführliche Informationen zu Symptomen und passenden Krankheitsbildern lieferte, boten medizinische Lexika und dicke Nachschlagewerke seitenlange Tabellen, Listen und Übersichten. Nutzt man entsprechende Darstellungen und Erläuterungen heute statt in Papierform über qualifizierte Internetseiten, so ist dagegen auch nichts zu sagen. Sich über Entspannungstechniken zu informieren, über Wechselwirkung von Medikamenten oder nach Hausmitteln bei Erkältungen zu suchen – warum nicht? Eine große Gefahr liegt aber in einer Eigenschaft des Internets, die im Grunde zunächst einmal als positiv zu werten ist: Jeder hat die Möglichkeit, sich nicht nur passiv, sondern auch aktiv am Informationsaustausch zu beteiligen. „Jeder“ muss aber nicht unbedingt kompetent genug sein, um medizinische Zusammenhänge so zu formulieren, dass sie nicht missgedeutet werden können. Oft fehlt selbsternannten Gesundheitsratgebern das nötige Hintergrundwissen, um Symptome und Ursachen richtig in Zusammenhang zu bringen.
Moderne Version des eingebildeten Kranken: Cyberchonder
Sich über Krankheitsbilder zu informieren und bei kleinen Wehwehchen nach natürlichen Heilmitteln zu suchen, ist ein wertvolles Angebot von medizinischen Ratgebern und Blogs (wie auch diesem hier!), doch eine Diagnose ausschließlich von einem Webdoktor abhängig zu machen, birgt große Gefahren. Nicht selten stoßen Ratsuchende bei ihren Recherchen im Internet sogar erst auf Informationen, die dann ursächlich für Beschwerden sind. Hier in dem Zeitungsbericht taucht der Begriff „Cyberchonder“ auf, der von den Medizinern kürzlich geprägt wurde. Er bezeichnet Personen, die im Internet auf Symptome stoßen, die sie dann in ihren Ängsten auf sich selbst projizieren. Eine zuverlässige Diagnostik sollte deshalb bei ernsthaften gesundheitlichen Beschwerden nie einem Onlinedoktor überlassen werden, sondern auf den Erfahrungen und dem qualifizierten Fachwissen eines realen Arztes beruhen.
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
Schreibe einen Kommentar Antworten abbrechen
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.
Tags
Theme von The WP Club . Proudly powered by WordPress