Pflegeheim vs. 24h-Betreuung zuhause
Die Bevölkerungsentwicklung hat erheblichen Einfluss auf die gesellschaftliche, politische und ökonomische Situation in unserem Land. Die demografische Entwicklung sorgt dafür, dass die Menschen ein hohes Lebensalter erreichen. Heute ist etwa jeder Fünfte älter als 65 Jahre. Das hohe Alter ist leider oft der Grund von Erkrankung oder sonstiger Probleme, die zu Pflegefällen führen. Für die meisten Menschen tritt der Pflegefall plötzlich ein. Die Betroffenen müssen dann entscheiden, ob eine für den Betroffenen Menschen ausreichende Möglichkeit der 24h-Betreuung zuhause in der gewohnten Umgebung möglich ist, oder ob ein Platz in einem Pflegeheim in Anspruch genommen werden muss. Laut Statistischem Bundesamt sind in Deutschland ca. 2,5 Millionen Menschen pflegebedürftig. 83% der Pflegebedürftigen ist 65 Jahre und älter. Ein Drittel der Pflegebedürftigen ist 85 Jahre und Älter. Mehr als zwei Drittel der Pflegebedürftigen werden nicht zuletzt aus Kostengründen zu Hause versorgt. Die Pflegebedürftigen erhalten ausschließlich Pflegegeld, das bedeutet, sie wurden in der Regel zu Hause allein durch Angehörige gepflegt.
Die Kosten für den stationären Pflegeplatz in einem Pflegeheim sind je nach Einrichtung und regional sehr unterschiedlich. Im Bundesdurchschnitt betragen die Preise für einen stationären Pflegeplatz ca. 3300 €/ Monat. Während in NRW ein Platz 4000,-€ kostet, werden in Sachsen-Anhalt nur 2500 € fällig. Es ist daher verständlich, dass viele Angehörige ihre Pflegebedürftigen zu Hause pflegen, denn die Kassen tragen nur die Kosten entsprechend der zugewiesenen Pflegestufen.
Die Einführung der Pflegeversicherung vor rund 20 Jahren hatte man vor allen Dingen die körperlichen Gebrechen von Menschen im Fokus. Die Hilfebedürftigen wurden schematisch in 3 Pflegestufen Stufen eingeteilt. Die Pflegekassen erbringen für Pflegestufe I: 1023 €, für Pflegestufe II: 1279 € und Pflegestufe III: 1550 € als monatlichen Beitrag. Hierbei handelt es sich lediglich um die Kosten für die Pflege und Betreuung. Die Investitionskosten wie Gebäudemieten, Einrichtungs- und Ausstattungsgegenstände sowie die Kosten für Instandhaltung etc. und Verpflegung muss der Pflegebedürftige selbst tragen. Verschärft wir die Situation für die Pflegebedürftigen durch den zunehmenden Mangel an gut ausgebildeten Pflegekräften. Durch diesen Mangel leidet die Qualität der Pflege.
Vorteil der 24-h Betreuung zuhause
Die Anzahl der aus Alters- oder Gesundheitsgründen Pflegebedürftigen wird bis im Jahre 2030 > 3,5 Millionen betragen. Menschen mit Problemen der Wahrnehmung oder psychischen Störungen wurden bei der Einführung der Pflegekasse zu dieser Zeit nicht berücksichtigt. Immer mehr alternde Menschen Erkranken an Demenz. Demenzkranke sind nicht selten körperlich fit und brauchen dennoch eine umfangreiche Betreuung. Diese schwere Betreuungsleistung fordert die Angehörigen bis an ihre körperlichen Grenzen.
Pflege sollte für die Menschen keine Bedrohung darstellen, sondern als normales Leben akzeptiert werden. Der alternde Mensch, der zuhause von einem ambulanten Dienst oder von den Angehörigen gepflegt bzw. betreut wird, hat den Vorteil, dass die gewohnte Umgebung nicht verlassen werden muss. Ein wichtiger Vorteil ist der Umstand, dass sich die Kosten für die Pflege in Grenzen halten. Nicht zuletzt werden Pflegebedürftigen, die selbst noch in der Lage sind eine Entscheidung zu treffen durch Schlagzeilen wie Pflegemisere, Pflegenotstand und Pflegeskandal in Pflegeheimen misstrauisch gegen jede Pflegeeinrichtung. Negative Schlagzeilen haben einen ganzen Berufszweig in Verruf gebracht.
Ob ein/e Pflegebedürftige/r zuhause oder in einem Pflegeheim den Lebensabend verbringt, hängt nicht zuletzt vom Zustand der körperlichen Einschränkung und den persönlichen finanziellen und sonstigen privaten Umständen ab. Zu den privaten Umständen gehört das persönliche familiäre Umfeld, das bei der Betreuung zuhause Sicherheit und Vertrauen gewährleistet.
Sollen Betroffene von Angehörigen, Freunden und Bekannten zu Hause gepflegt werden, sind bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen, um die finanzielle Unterstützung, das Pflegegeld von der Pflegeversicherung zu bekommen. Nachdem vom bedürftigen ein Antrag an die Pflegekasse gestellt wird, beauftragt die Pflegekasse den medizinischen Dienst der Krankenkassen, die ein Gutachten erstellt. Diese Gutachten ist dann die Grundlage für die Entscheidung der Pflegekasse, ob jemand pflegebedürftig ist und eine Geld- oder Sachleistung bewilligt wird. Ambulante Krankenpflegedienste kümmern sich um die alten und kranken Menschen und unterstützen so die pflegenden Angehörigen. Bezahlt wird diese Leistung durch die Pflegekasse mit der sogenannten Pflegesachleistung. Die 24h-Betreuung ist permanent mit vielen Formalitäten und Schwierigkeiten mit den zuständigen Behörden verbunden und kosten den Pflegleistenden zusätzlich viele Nerven.
Die Betreuung eines Angehörigen zuhause will vom ambulanten Pflegedienst bis zum Wohnungsumbau gut organisiert sein. Da nicht nur von den meisten Betroffenen, sondern auch von der Politik die häusliche Pflege bevorzugt wird, bietet der Staat vielfältig Unterstützung an. Die Pflegekasse zahlt unabhängig von der Pflegestufe Zuschüsse, die auch mehrfach für Einzelmaßnahmen gewährt werden. Im Katalog der geförderten Maßnahmen finden sich der Einbau von Treppenliften und Verbreiterung von Türen sowie der Anbau einer Rampe für den Rollstuhl. Der Umbau des Badezimmers sowie die Anschaffung eines Pflegebetts, Rollstuhls oder Hebehilfe wird ebenfalls unterstützt. Neben den baulichen Veränderungen der gewohnten Umgebung sehen sich die pflegenden Angehörigen den Problemen durch mangelnde Kenntnisse bei der Pflege ausgesetzt. Pflege ist nicht umsonst ein Lehrberuf. Grundkenntnisse rund um das Thema Lagerung, Hebetechniken und Körperpflege sind bei den pflegenden Angehörigen meist nichtvorhanden.
Der Nachteil der häuslichen Pflege besteht oft darin, dass es meist Frauen sind, die ihren Job aufgeben müssen oder ihre Arbeitszeit reduzieren um einen Angehörigen zuhause zu pflegen.
Dieser Umstand mindert nicht nur das berufliche Fortkommen, sondern auch den späteren Rentenanspruch.
Das die Pflegebedürftigen in den eigenen vier Wänden mit guter sozialer Einbindung mit individuellem Tagesablauf wohnen bleiben können, ist von Vorteil. Dies ist aber nur bei geringer körperlicher und geistiger Einschränkung möglich.
Vorteil der Versorgung im Pflegeheim
Nicht immer ist der Familienverband der beste Wohnort für die Betreuung älterer Menschen. Die Entscheidung, pflegebedürftige Angehörige in ein Pflegeheim zu geben, fällt nicht leicht. Umso schlimmer, wenn sie in vielen Einrichtungen statt Zuwendung Gewalt und Missachtung erfahren, wie ständig aus der Presse zu erfahren ist. Um das geeignete Pflegeheim in der näheren Umgebung zu finden, ist nicht einfach. Mund-zu-Mund Propaganda ist das wichtigste Webeinstrument für die Pflegeeinrichtungen. Längst ist das Internet ein bedeutender Informationslieferant geworden, um für sich oder einen Angehörigen einen Platz in einem Altenpflegeheim zu finden. Die Pflegebranche erlebt derzeit einen enormen Professionalisierungsgrad, um aus den Negativschlagzeilen zu verschwinden. Die Zusammenarbeit zwischen Krankenhäusern, Rehabilitationseinrichtungen, mobiler Krankenpflege sowie Alten- und Pflegeheimen ist trotz vieler Negativschlagzeilen so gut und intensiv wie nie zuvor.
Moderne Pflegeheime sind nicht billig, bieten ihren Bewohnern aber eine überschaubare Umgebung und ein aktives Leben. Viele Pflegeheime bieten den Heimbewohnern Unterbringung in übersichtlichen Wohngruppen an. Die Quote der Einzelzimmer mit eigenem Bad steigt stetig, da viele Häuser in den Umbau investieren, um nicht die staatlichen Zuschüsse zu verlieren. Gemeinschaftsräume für max. 15 Personen sollen den Heiminsassen möglichst das Erlebnis vermitteln zuhause zu leben.
Durch die Pflegereform werden ab 2015 die Leistungen verbessert. Durch die Kurzzeitpflege sollen Angehörige, die einen Menschen zuhause pflegen, die Möglichkeit bekommen den Pflegebedürftigen für vier Wochen in die Obhut eines Pflegeheims zu geben, um sich von den Pflegestrapazen zu erholen.
Ein Platz zur stationären Pflege in einem Pflegeheim, der als Gesamtleistungspaket zum Komplettpreis zu haben ist, gewährleistet den Pflegebedürftigen den 24h-Service durch ausgebildete Pflegekräfte, die in Notfällen zur Verfügen stehen und Hilfe leisten. Barrierefreies Wohnen, gute Verpflegung und täglicher Zimmerservice mit guter medizinischer Versorgung in einer stets gepflegten Umgebung ist im Pflegeheim obligatorisch. Soziale Kontakte werden durch gemeinsame Freizeitaktivitäten und unterschiedliche kulturelle Angebote gefördert.
Bildquelle: © Depositphotos.com / monkeybusiness
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